Stavrothek des 19. Jahrhunderts: Geschichte und Besonderheiten der Kreuzigung mit ausgewählten Heiligen - AUCBURG
Stavrothek des 19. Jahrhunderts: Geschichte und Besonderheiten der Kreuzigung mit ausgewählten Heiligen
Bei einer Auktion wurde eine antike Ikone im Wert von etwa 350-360 Euro erworben. Dieses Objekt ist eine Stavrothek – ein besonderer Ikonentyp, der auch als „Einlege-Ikone“ bezeichnet wurde. Solche Artefakte wurden am häufigsten im Umfeld der Altgläubigen bewahrt und stellen einen bedeutenden historischen Wert dar.
Eine Ikone, in deren Holzgrund ein Kreuz oder andere Elemente des Kupfergusses eingelassen sind.
Einlege-Ikone
Historischer Name der Stavrothek, der die Herstellungstechnik betont.
Kupferguss-Plastik
Sammelbezeichnung für Kreuze, Ikonen und Klappaltäre, die aus Kupferlegierungen gegossen sind.
Kiot-Kreuz
Großes Altar- oder Wandkreuz, das für die Platzierung in einem Kiot (einem speziellen Schrein für Ikonen) bestimmt ist.
Bei einer Auktion wurde eine antike Ikone im Wert von etwa 350-360 Euro erworben. Dieses Objekt ist eine Stavrothek – ein besonderer Ikonentyp, der auch als „Einlege-Ikone“ bezeichnet wurde. Solche Artefakte wurden am häufigsten im Umfeld der Altgläubigen bewahrt und stellen einen bedeutenden historischen Wert dar.
Das Grundprinzip der Stavrothek besteht darin, ein zentrales Kupferguss-Element in eine speziell vorbereitete Holzbasis einzulassen. Die Holztafel dient als dekorativer Rahmen für dieses dominierende plastische Element, und der Name der gesamten Komposition wird in der Regel durch dieses bestimmt.
In diesem Fall ist das zentrale Element ein großes Kiot-Kreuz.
Herkunft und Datierung der Ikone
Die vorgestellte Ikone wird auf das 19. Jahrhundert datiert, vermutlich auf dessen Mitte. Ihr Entstehungsort ist höchstwahrscheinlich Russland. Nach der charakteristischen Ausführungsweise und der Verwendung von Emaille zu urteilen, kann das zentrale Kiot-Kreuz der Arbeit von Meistern aus dem Ural zugeschrieben werden.
Die Bekrönung des Kreuzes deutet auf seine Zugehörigkeit zu den priesterlosen Altgläubigen (Bespopovtsy) hin. Darauf weist das Fehlen des „Nicht von Menschenhand geschaffenen Erlöserbildes“ hin, das durch eine Darstellung mit dem Zweifingersegen und Cherubim ersetzt wurde. Dies ist ein wichtiges ikonographisches Merkmal, das die Herkunft des Objekts von den Altgläubigen bestätigt.
Herkunft und Datierung der Ikone
Ikonographie: Das zentrale Sujet und die umgebenden Darstellungen
Die Komposition der Stavrothek ist der Kreuzigung Christi gewidmet, die durch eine Vielzahl ausgewählter Ikonen ergänzt wird, welche die Tafel reich schmücken. Um das zentrale Kreuz herum sind verschiedene Szenen und Heiligenbilder angeordnet.
Oben links: „Schutz und Schirm der Allerheiligsten Gottesmutter“.
Oben rechts: „Die Gottesmutter, die Freude aller Leidenden“.
In der Mitte über dem Kreuz: „Die Enthauptung Johannes des Vorläufers“.
Unten links: Drei stehende Figuren, vermutlich zwei Marien (einschließlich Maria Magdalena) und Martha.
Unten rechts: Die ehrwürdigen Väter Johannes und Longinus, die mit dem Solowezki-Kloster in Verbindung stehen.
An den Rändern: Darstellungen von Familienheiligen.
Von besonderem Interesse sind zwei Darstellungen, die in der Ikonenmalerei äußerst selten vorkommen – die Bilder der beiden Schächer, die zusammen mit Jesus gekreuzigt wurden. Nach der neutestamentlichen Überlieferung verspottete einer von ihnen Christus, während der andere bereute. Es wird angenommen, dass auf der Ikone rechts der reuige Schächer dargestellt ist, dem Vergebung gewährt wurde.
Ikonographie: Das zentrale Sujet und die umgebenden Darstellungen
Zustand der Ikone und Fragen der Restaurierung
Trotz eines insgesamt recht guten Zustands weist die Ikone erhebliche Schäden auf. Das Hauptproblem sind tiefe Risse in der Holztafel, die von der Vorderseite als „versunkene Linien“ sichtbar sind. Wahrscheinlich hat sich die Tafel verformt, weil sie lange Zeit in der Nähe einer Wärmequelle, zum Beispiel eines Ofens, stand.
Auf der Rückseite der Ikone ist zu sehen, dass die Tafel gerissen ist, aber durch zwei querlaufende Keile (Sponki) und das eingelassene Kiot-Kreuz selbst zusammengehalten wird. Der Versuch, die Tafel in ihren ursprünglichen Zustand zu begradigen, könnte zu ihrer vollständigen Zerstörung führen.
Aus diesem Grund sollte eine professionelle Restaurierung keine Begradigung des Trägers beinhalten. Die optimale Lösung wäre die Festigung der Risse durch das Füllen mit einer speziellen Masse, zum Beispiel Epoxidharz gemischt mit Kreide oder Holzspänen. Zusätzlich ist eine kleine Restaurierung der Tempera-Farbschicht an den beschädigten Stellen auf der Vorderseite erforderlich.